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Jun 30

Adolph Freiherr von Knigge hat vor über 200 Jahren entgegen der landläufigen Meinung kein Etikette-Buch  und auch keine Benimm-Fibel geschrieben. Vielmehr geht es um eine praktische Lebensphilosophie im aufklärerischen Sinne, die bis zum heutigen Tage nichts von ihrer Aktualität eingebüsst hat.Im dritten Teil seines Buches Über den Umgang mit Menschen schreibt er "Über den Umgang mit Geringeren..."

...Man vernachlässige nicht, sobald ein Grösserer gegenwärtig ist, den Mann, den man unter vier Augen mit Freundschaft und Vertraulichkeit behandelt, schäme sich nicht, öffentlich den Mann vor der Welt zu ehren, der Achtung verdient, möchte er auch weder Rang, noch Geld, noch Titel führen. Man ziehe aber nicht die niedrigen Klassen bloss aus Eigennutz und Eitelkeit vor, um die Stimme des Volkes auf seine Seite zu bringen, um als ein lieber, leutseliger Herr gepriesen und über andre erhoben zu werden. Man wähle nicht vorzüglich den Umgang mit Leuten von gemeiner Erziehung, um etwa in diesen Zirkeln mehr geehrt, mehr geschmeichelt zu werden, und glaube nicht, dass man populär und natürlich sei, wenn man die Sitten des Pöbels nachahmt. Man sei nicht lediglich darum freundlich gegen den Geringeren, um irgendeinen Höhern im Range zu demütigen, nicht aus Stolz herablassend, um desto mehr geehrt zu werden, sondern überall aus reiner, redlicher Absicht, aus richtigen Begriffen von Adel  und aus dem Gefühl von Gerechtigkeit, die über alle zufälligen Verhältnisse hinaus in den Menschen nur den Wert schätzt, den er als Mensch hat...

Aus dem Vorwort von Ulrich Wickert zum Buch erschienen bei der Büchergilde Gutenberg:
Es bedarf der Achtung der kleinen Dinge des Lebens, die den alltäglichen Umgang mit Menschen untereinander erleichtern, weil sie getragen werden von der Achtung des anderen- und auch von Vorsicht und Rücksichtnahme, wie sie Adolph Freiherr von Knigge empfiehlt...

In diesem Sinne
GBS

Angaben zum Buch: siehe Literatur

 

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