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Mai 31

Meine Fach-Vorgesetzte stand vor mir und unterstrich ihre Aussage mit dem ineinander greifen ihrer beiden Hände.  Wenn jeder seine Arbeit macht, dann läuft auch alles problemlos und rund.  Eben, wie bei einer Uhr. So muss ein Unternehmen funktionieren. Dabei sah sie mich an und ihre Augen verrieten: Wieso kapiert der Mensch das jetzt nicht und, wieso ist er  denn jetzt nicht in der Lage dieses "Naturgesetz" auch endlich mal zu akzeptieren.

Es ist schon erstaunlich, dass für die Leitungsfunktionen eine systemische Führung gefordert wird, dies aber genau auf den Leitungs-Ebenen in existent ist.  Oder als Pflichtprogramm in der Fortbildung angeboten wird mit der Botschaft: Das kann man auch noch  machen,  aber für unsere Unternehmung kommt das eh nicht in Frage.  Ich habe in den letzten Jahren einen deutlichen Widerstand gegen jedes Denken, welches andere Sichtweisen in der Führung oder in der Menschenführung thematisiert, festgestellt.  Angst vor dem Unbekannten und auch keine Bereitschaft  sich mit einem anderen Ansatz in der Führung auseinander zu setzen, sprich zu Lernen. Jared Diamond hat in seinem Roman Kollaps festgehalten, dass die Wikinger deshalb nicht überlebten, weil sie sich als gläubige Menschen  geweigert haben von den "Heiden" Inuit zu lernen, wie sie in der Eiswüste überleben können. Wir wissen, was weiter geschah.

Das Verwalten in der Führung wird bald auch Geschichte sein, wie die Wikinger...

In diesem Sinne

GBS

 

Mai 30

Wir wollten anders sein.

Für einen Betrieb der KFZ-Branche gingen wir ungewöhnliche Wege.  Nach aussen hin boten wir das Bild eines "normalen" Betriebes. Wir hatten eine GmbH gegründet und waren ein Team von 7-10 Mitarbeitern. Die Eröffnungsbilanz wurde erstellt. Wir legten ein umfangreiches Warenlager an, besassen eine 2- und eine 4-Punkt-Hebebühne.  Hinzu kamen eine Autovermietung, eine Versicherungsagentur und der Abschleppdienst. Um auch ausbilden zu können, stellten wir einen KFZ-Meister an. Wir investierten Geld in die Werbung, bekamen Aufträge, schrieben Rechnungen und das erste Geld floss in die Kassen. Und am Monatsende setzten wir uns zusammen und zahlten uns unseren vereinbarten Lohn aus. Soweit, so gut...und was war da jetzt unter der Oberfläche?

Wir betraten absolutes Neuland mit folgenden Elementen:

  • Unsere Lohnstruktur
    Wir haben unsere Löhne in einen Topf zusammengeworfen und die Gesamtsumme NEU nach sozialen Kriterien verteilt.
    Unser KFZ-Auszubildender, verheiratet mit zwei Kindern hat also mehr bekommen als der alleinstehende Geschäftsführer.
    Brauchte jemand zusätzlich Geld, so wurde gemeinsam entschieden.
  • Unsere Preispolitik
    Wir haben unsere Preisgestaltung offen gelegt. Jeder Kunde wusste, wie sich der Preis pro Arbeitsstunde zusammensetzte.
    Wir hatten "freie" Tarife für Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befunden haben.
  • Unsere Kundengespräche
    Wir trafen uns regelmässig einmal im Monat mit unseren Kunden in der Werkstatt.
    Wir wollten wissen, wie zufrieden sind sie mit unserer  Arbeit?
    Was können wir besser machen?
    Wo ist was schief gelaufen?
  • Unsere abendliche Werkstattgespräche
    Wir haben jeden Abend zusammengesessen und uns über den vergangenen Tag ausgetauscht.
    Wo haben wir Probleme in unserer Arbeit?
    Welche Abläufe klappen sehr gut?
    Wie können wir uns selber verbessern?

Der Lohn als monatliche Verhandlungssache? Kunden, die den Preis mitbestimmen? Ein Kfz-Meister, der nichts zu sagen hat? Eine Gruppe, die alle Entscheidungen trifft?

Ja, das alles geht und noch mehr, weil alle Beteiligten diese Veränderung bewusst gewollt und herbeigeführt haben.

Warum es langfristig nicht überdauern konnte, begründet ein Zitat von Heinz Rühmann: Wir haben nie schlechte Filme gemacht. Wir waren immer unserer Zeit voraus.

In diesem Sinne

GBS