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Jun 09

Wochenlang hatten wir Gespräche geführt und unsere  Bedingungen für die Freiwünsche der Dienstplanung offen gelegt, aber alle unsere Teams weigerten sich diese anzuerkennen. Sie hatten da andere Vorstellungen.  Als die Mitarbeiterinnen auch "überlesen" haben, dass sie an bestimmten Wochenenden keine Wünsche eingeben könnten war das Mass für uns voll. Wir entschieden uns den Ball erst einmal wieder zurück zu geben. Wir erstellten einen Dienstplan ohne irgendeinen Freiwunsch der einzelnen Mitarbeiter zu berücksichtigen und hängten diesen Plan in den Teams aus. 5 Minuten später verliessen wir die Klinik in ein gemeinsames verlängertes Arbeits-Wochenende.

Am zweiten Tag kamen die ersten Meldungen aus der Klinik: offener Aufruhr, es würden Briefe geschrieben, es würden sich Anführer herauskristallisieren, wir sollten uns überlegen zurück zu kommen.  Nach kurzer Diskussion blieben wir. Das sind alles erwachsenen Menschen. Sie müssen das auch verantworten und diesen Konflikt, genau wie wir, aushalten. In den nächsten beiden Tagen rissen die Telefone nicht ab. Wir zogen weiter unser Programm durch. Als wir uns am Montag in der Klinik trafen, hatten wir folgende Information: Ein "Rädelsführer", der einen sehr offenen 5 seitigen Brief zur Situation verfasst haben soll, wie wir mit den Teams herum springen würden und der von allen Mitarbeitern unterschrieben worden sei.

Wir fanden tatsächlich das umfangreiche Schreiben vor, das wirklich von allen! unterschrieben war. Und einen Mitarbeiter, der zu all dem stand und der mit dem Schlimmsten rechnete. Was hätten Sie jetzt wohl gemacht?

Wir haben uns sofort mit unserem Mitarbeiter getroffen und ihm gesagt, dass er da gar nichts zu befürchten habe. Wenn wir provokant sind, müssen wir auch mit Widerstand rechnen. Und dies hat mich  am meisten gefreut: Eine Klinik mit über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in der Lage ist, ein Schreiben mit ganz konkreten Vorstellungen  zur Zusammenarbeit zu verfassen und dies von allen unterschreiben zu lassen in knapp 48 Stunden, das verdient Respekt. Die Diskussionen und Veränderungsprozesse, die sich in den nachfolgenden Wochen angeschlossen haben, waren eine Bereicherung für die ganze Klinik.
Jemand der den Mut aufbringt, sich gegen etwas zu stemmen und eine ganze Klinik, die sich solidarisch erklärt. Das sind die wahren Herausforderungen in der Führung.

In diesem Sinne

GBS

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