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Aug 02

Céad míle fáilte

Empathie ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die wir für das tägliche Zusammenleben und Zusammenarbeiten benötigen. Sie ist als selbstverständlich und ohne Einschränkungen zu betrachten. Soweit kurz zur Theorie.

Und wie sieht es im Alltag aus?

Im Verlaufe meiner Ausbildung zur Pflegedienstleitung hat mein damaliger Mentor mir seine Sichtweise vermittelt:

"eine Pflegefachkraft mit einer Machtproblematik am Patientenbett ist eine schlimme Sache...
eine Pflegefachkraft als Stationsleitung  mit einer Machtproblematik stellt eine Gefahr dar...
eine Pflegefachkraft als Pflegedienstleitung mit einer Machtproblematik ist schlicht eine Katastrophe..."

Zur Begriffsbestimmung:
Eine Katastrophe (altgriechisch καταστροφή „Umwendung“, Komposition aus κατά katá „herab-, nieder-“ und στρέφειν stréphein „wenden“, also eigentlich „Wendung zum Niedergang“) ist ein folgenschweres Unglücksereignis mitsamt dessen Folgen...(Wikidepia)

Ich konnte dies zuerst nicht glauben, wurde aber durch zunehmende Führungstätigkeit in der Pflege eines besseren belehrt. Aber sehen Sie selbst:

...aktuelles Originalzitat einer leitenden Pflegekraft für einige hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:

"Die Sekretärinnen sollen ihren Job machen. Dafür sind sie angestellt. Zum Schreiben und Aufträge entgegen nehmen. Die sollen nicht soviel über anderes nachdenken. Dafür werden sie nicht bezahlt..."

Soweit eine Vor-Gesetzte mit Vorbildcharakter, die als Leiterin von Mitarbeitergesprächen über andere Menschen urteilt. Ich denke nicht, dass sich auf dieser Basis eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gestalten lässt. Diese Sichtweise hat nur mit einem zu tun: Mit der Ausübung von Macht. Wenn der Mensch in der Hierarchie anders betrachtet wird, als der Mensch im privaten Umfeld, dann stimmt etwas nicht.
Es geht doch in der Mitarbeiterführung darum, die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Menschen zu entdecken, seine Kompetenzen auszubauen, ihn auf seinem (Berufs-) Weg zu begleiten und dann nach Möglichkeit dafür zu sorgen, dass er sich weiterentwickeln kann. Um das zu Erreichen, muss ich den Menschen kennen lernen (wollen).
Ein Beispiel:

Ein Krankenpfleger, der sich in seinem Beruf nicht mehr wohl fühlte, wollte eine berufsbegleitende Ausbildung zum Sozialarbeiter machen. Im Rahmen dieser  Ausbildung haben wir in gemeinsamen Gesprächen seinen Beschäftigungsgrad immer wieder angepasst. Einige Monate vor Beendigung seiner Ausbildung kam er zu mir und sagte, er glaube, er habe einen Fehler gemacht mit seiner Entscheidung und er möchte sich neu orientieren. Nach sehr offenen Gesprächen absolvierte er danach eine Ausbildung zum Fotografen, wobei wir die Arbeitsbedingungen immer wieder neu verhandelt haben nach den zu Verfügung stehenden Möglichkeiten. Nach bestandener Prüfung arbeitet er jetzt als Fotograf bei einer Zeitung. Darum geht es doch. Den Menschen zu begleiten und das Optimum, nach den Möglichkeiten, die wir haben, herauszuholen...

Bei neuen Mitarbeiter ist mir wichtig, nicht nur das anzuschauen, was er für einen beruflichen Hintergrund mitbringt, sondern auch, was für Fähigkeiten sind sonst noch da, unabhängig von der Funktion, für die er in Frage kommt.
Beispiele:

  • Krankenpfleger, die in der freiwilligen Feuerwehr mitarbeiten, wurden als Leiter für interne Schulungen und Sicherheitsüberprüfungen eingesetzt
  • Pflegehilfen, die beim Schweizerischen Roten Kreuz als Instruktoren für den Gebrauch einer Schaufelbahre arbeiten, haben das Pflegefachpersonal geschult
  • Sprachbegeisterte Mitarbeiter haben ihre Kenntnisse für interne Übersetzungen eingebracht. ( es ist ein Unterschied, ob jemand serbisch oder kroatisch spricht!)
  • Sekretärinnen, die wir für die Apothekenbewirtschaftung geschult haben, weil sie als Sprechstundenhilfen über die notwendigen Kenntnisse verfügten...
    und, und, und...

In all diesen Bereichen kann eine Führung, die auf Macht basiert, keinen Erfolg haben.
Hier ist Persönlichkeit gefragt, die den Menschen als ganzes sieht und mit ihm gemeinsam handelt. Ohne wenn und aber...

In diesem Sinne
GBS

p.s.:  MACHT wird immer wieder ein Thema an dieser Stelle sein...

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